Zur Navigation springen Zum Inhalt springen
  • Der Sendeplan

    Mit dem überraschendsten Musik-Mix und vielen Podcasts im Oldtimer-Archiv, sowie Nachrichten und Wetter.

  • www.forum.radio-oldtimer.de

    Viel Spaß im neuen Oldtimer Forum für Auto, Zweirad, Nutzfahrzeug oder Traktor powered by RADIO OLDTIMER!

  • Immer wissen was los ist

    Ein "Like" und Sie wissen immer Bescheid! Folgen Sie uns auf Facebook und erfahren Sie Neuigkeiten aus erster Hand.

  • Werben Sie bei Radio Oldtimer

    Wir haben Ihre Zielgruppe: RADIO OLDTIMER bietet Ihnen zahlreiche Möglichkeiten Ihre Werbebotschaften im Markt zu platzieren.

  • Radio Oldtimer als App

    Mit unserer kostenlosen App kommen Sie in den Genuss, jederzeit und überall Radio Oldtimer über Ihr Smartphone zu genießen.

  • Bewerben Sie Ihre Veranstaltungen

    Sie sind Veranstalter oder haben Termine aus dem Bereich Oldtimer und Youngtimer? Melden Sie sich kostenlos an und veröffentlichen Ihre Events!

Holen Sie sich jetzt die App
Holen Sie sich jetzt die App

Hol Dir jetzt die App!
So hast Du Dein Lieblingsradio immer dabei.

Jetzt läuft:

Jetzt hören

Player wählen:

RealPlayer Winamp iTunes Media Player Tune In

Historie und Histörchen (40): Der Kapitän als Start ins Luxussegment

Opel Kapitän von 1938. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel

Opel Kapitän von 1938. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel

Opel Kapitän von 1938. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel

Von Hanns-Peter von Thyssen-Bornemissza

„Nur sehr ungern" erinnerte sich der Konstruktionschef aus früheren Jahrzehnten, Karl

Stief, an die Entstehung eines großen Opels. Das Konstruktionsbüro leitete damals Fritz

von Opel.1929 hatte der amerikanische Automobil-Konzern General Motors die Mehrheit

an der deutschen Automobilfabrik Opel in Rüsselsheim gekauft. 1932 übernahmen die

Amerikaner die restlichen 20 Prozent.

In der Hoffnung, Deutschland einen Konkurrenten zu den amerikanischen Cadillacs zu

bieten, entstand zu dieser Zeit bei Opel eine große Limousine mit einem 6,0 Liter-

Achtzylinder-Motor im Bug, der 110 PS leistete und den Wagen auf eine Spitze von 120

km/h brachte – der Opel Regent. Doch die Weltwirtschaftskrise in den USA hatte den

Markt für große Automobile über Nacht zusammenbrechen lassen. Alle Marken, die sich

mit repräsentativen Automobilen schmückten, mussten herbe Verluste hinnehmen –

darunter auch Generals Motors. Vor diesem Hintergrund traf der Zorn aus den USA die

Führungsriege in Rüsselsheim voll. Im Oktober 1929 wurde auf ihr Geheiß hin die

Produktion eingestellt.

Innerhalb von nur sechs Monaten waren vom Opel Regent insgesamt 25 Exemplare

hergestellt worden. Alle Wagen, die bereits das Werk verlassen hatten, mussten

zurückgekauft und verschrottet werden. Opel sollte lieber Autos der Mittelklasse bauen.

Die verkauften sich nämlich bestens.

Vor diesem Hintergrund las der damals neue Chefkonstrukteur Karl Stief die

Hausmitteilung des Vorstandes mit Skepsis, weil die wieder nach einem großen Opel

verlangte. Stief und sein Team schufen eine viertürige Luxus-Limousine nach der

neuesten Auto-Mode. So entstand vor genau 80 Jahren der Kapitän. Das Schrägheck trug

eine zweigeteilte Rückscheibe, unter einer Blechklappe lag versteckt das Reserverad

schräg im Kofferraum, durch Chromleisten von außen erkennbar. Die Front war mit einem

spitzen Katzenbart-Kühler geschmückt, die Rundscheinwerfer waren schon in die

Kotflügel eingebaut. Die Kotflügel selbst standen noch vom Karosseriekörper getrennt.

Die Bugscheibe war ebenfalls zweigeteilt.

Trittbretter waren noch selbstverständlich. Die vorderen Seitentüren öffneten nach hinten,

die hinteren nach vorn. Im Bug arbeitete ein seidenweich laufender Sechszylinder mit 2,5

Liter Hubraum, der 55 PS leistete. Nur in einem Punkt blieb der Kapitän konventionell: Er

trug nicht jene selbststragende Karosserie, wie sie ab 1936 der Opel Olympia besaß. Stief

gab ihm vorsichtshalber eine halbselbsttragende Bauweise. Denn die Konkurrenz

verkündete damals lautstark, dass der Opel Olympia mit seiner leichten Bauweise bei

starker Beanspruchung auseinanderbrechen würde.

Im März 1938 – zum Genfer Autosalon – feierte der Kapitän seine öffentliche Premiere.

Opel lieferte ihn als Zwei- oder als Viertürer. Die Kunden schätzten den Kapitän. Und er

verdiente Geld, hatten doch die General-Motors-Manager durchgesetzt, dass der

brandneue Opel Blitz-Lastwagen, der im ebenfalls nagelneuen Lkw-Werk in Brandenburg

gebaut wurde, denselben 2,5 Liter-Motor erhielt. Nur etwas mehr als ein gutes Jahr wurde

der Kapitän gebaut, dann verbot die nationalsozialistische Regierung Opel die Produktion

mit der Begründung, die Sechszylinder würden alle für den Lkw-Bau gebraucht. Im

September 1939 zeigte sich dann, wofür. Hitler hatte den zweiten begonnen und benötigte für seine Wehrmacht dringend Opel Blitz-Lastwagen.

Nach dem Ende des Kriegs, im Oktober 1948, beendeten die Alliierten die

Reglementierung, nach der die deutsche Automobilindustrie nur Personenwagen mit

Motoren bis 1,5 Liter Hubraum herstellen durfte. Somit war auch für das Opel-Werk der

Weg frei, sein vor dem Zweiten Weltkrieg entwickeltes Flaggschiff wieder zu bauen. Der

Wiedereinstieg des 2,5 Liter-Sechszylinders mit 55 PS gestaltete sich schwierig, weil eine

zahlungskräftige Kundschaft im verarmten Deutschland völlig fehlte. So wurde der

Kapitän anfangs ausschließlich für den Export gebaut.

70 Jahre ist es her, dass er seine Wiederauferstehung feierte. Die zweitürige Ausführung

gab es nicht mehr. Die Karosseriefabrik Joseph Hebmüller im rheinischen Wülfrath stellte

1952 ein zweitüriges Cabriolet mit zwei Sitzen auf der Basis des Opel Kapitäns her. Man

hoffte auf eine kleine Serienproduktion, doch es blieb beim Prototyp, denn der Kapitän

hatte eine inzwischen antiquierte Form. Aus der Auto-Mode gekommen waren inzwischen

das geteilte Rückfenster, die hervorstehenden Kotflügel, die geteilte Frontscheibe, das

Fließheck mit dem darunterliegenden Reserverad-Schutz. Auch das Schrägheck fand bei

den Nachkriegs-Käufern keine Bewunderer mehr.

Bis Herbst 1949 wurden insgesamt 25 371 Exemplare gebaut. Immer öfter mussten die

Opel-Händler erfahren, dass sich Kunden des Designs wegen keinen Kapitän zulegen

wollten. Der Sturm der entrüsteten Opel-Händler trieb Opel dazu, ein neues Modell zu

entwickeln. Im August 1951 erschien der „Kapitän 52". An der Grundkonzeption mit

halbselbsttragender Karosserie und hinterer Starrachse änderte sich nichts. Allerdings

stand das Modell 52 des Kapitäns auf 15 statt auf 16 Zoll-Reifen. Die Leistung des 2,5

Liter-Sechszylindermotors stieg von 55 auf 58 PS an.

Von der 9600 Mark teuren Limousine wurden bis Herbst 1953 genau 48 562 Exemplare

gebaut. Der Opel Kapitän trug nun eine breite Chrom-Schnauze am Bug, hatte eine größere

Heckscheibe und einen und rundlichen Kofferraum-Deckel. Im Innern trug der neue

Kapitän ein weißes Lenkrad mit verchromten Signalring als Hupe und verchromt

eingerahmte Instrumente. Die Vordersitze standen eng zusammen. Viel später stellte sich

heraus, dass der Kapitän 52 ein innerhalb des General Motors-Konzerns zu den Akten

gelegtes Projekt von 1941 handelte.

Nach der Premiere kam es zu einem Aufstand innerhalb der Opel-Organisation, der

allerdings nicht an die Öffentlichkeit drang: Die Kunden wanderten ab, denn inzwischen

gab es Automobile in Pontonform, etwa den Borgward Hansa 1500, den großen Borgward,

den Ford Taunus 12 M. Und selbst unter den Kunden mit dickem Geldbeutel war der

Besitz eines amerikanischen Straßenkreuzers etwas zu exklusiv. Nicht nur das: Plötzlich

tauchten in den Händler-Werkstätten Vertreter auf, die passend für den Kapitän, komplette

Karosserien liefern wollten.

Überliefert ist der Fall der Passat-Werke in Gelsenkirchen, die einen hochmodernen

Limousinen-Aufbau an die Kapitän-Kunden verkaufen wollten: eine viertürige Limousine

mit geschlossener Front, mit gerundeter Frontscheibe und hinten sanft abfallendem

Buckelheck. Die ungeliebte Kapitän-Karosserie sollte in Opel-Werkstätten gegen das neue

Blechkleid ausgetauscht werden. Initiator des ganzen war der Landmaschinen-Vertreter

Romanus Müthing, der ins Auto-Geschäft drängte und den Kleinwagen "Pinguin" herstellen

wollte, was aber nicht gelang.

Nicht überliefert ist, ob die Passat-Werke tatsächlich Kapitän-Kunden fingen und ob Opel

nicht mit rechtlichen Mitteln gegen die Gelsenkirchener vorging. Immerhin schlugen

damals, 1952 und 1953, die Wellen so hoch, dass General Motors eingriff und den

Rüsselsheimern jene finanziellen Mittel gewährte, mit denen die Deutschen dann einen

hochmodernen Kapitän entwickelten: mit selbsttragender Pontonkarosserie, mit dreiteiliger Heckscheibe, mit Lenkradschaltung, mit einteiliger Frontscheibe und sogar

schon mit durchgehender vorderen Sitzbank. Sein 2,5 Liter-Sechszylinder leistete

zunächst 68, später 71 PS. Der Wagen trug kleine vordere Dreieck-Ausstellfenster, größere

Rückleuchten auf den hinteren Kotflügeln und einen nach innen gezogenen Kühlergrill.

Entwickelt wurde er von Friedrich Wilhelm Lohr, der seine Karriere 1940 als

Werkzeugmacher-Lehrling bei Opel begann und es bis zum Vice President GM Europe und

in dem General-Motors-Aufsichtsrat brachte. Der Opel Kapitän 54, der im August 1954

erschien, hatte wieder Anschluss an die Konkurrenz gefunden. Und er verkaufte sich so

gut, dass er in den folgenden Jahren immer mit den neuesten Details der Automode

ausgerüstet wurde. Zwei Jahrzehnte lang besetzte Opel damit die Lücke des besonders

modischen, hochkarätigen Autos. Bis heute ist die leer geblieben.

Besuchen Sie auch unsere Sponsoren, Unterstützer und Kooperationspartner